Wir sehen nur das, was wir sehen wollen

Wir sehen nur, was wir sehen wollen. Eine Weisheitsgeschichte von Karlheinz Schudt

Über die Wahrheit wurde und wird sehr viel spekuliert und philosophiert. Manche Menschen meinen sogar, dass ihnen die Wahrheit gänzlich egal ist. Hauptsache, sie sind glücklich. Nun frage ich mich, wie glücklich kann ein Mensch überhaupt sein, der die Wahrheit beugt oder sie seinen Lebensumständen, seiner Weltanschauung oder seinen finanziellen Interessen so anpasst, dass es eben ganz einfach passt und alles im „rechten“ Licht erscheint?

Jetzt kann man ja eigentlich nur glücklich sein, wenn man das Unglück kennengelernt hat. Wie sonst könnte man unterscheiden, was der eine oder andere Zustand für Gefühle in einem Menschen auslöst. So ist es wohl auch mit der Wahrheit. Wer in ihr lebt, redet nicht mehr darüber oder glaubt, sich im Recht also in der Wahrheit zu befinden. Wer glaubt, die Wahrheit bewusst sehen zu können, muss auch mit der Lüge vertraut sein. Das Problem ist eben nur, welche Wahrheit erkennt er? Ist es die volle oder nur ein kleiner Teil von ihr?

Und wenn es sich nur um ein Quäntchen Wahrheit handelt und der Mensch auf dieser kategorisch besteht, so zeigt seine Haltung bereits, dass sie einen großen Teil der Lüge beinhaltet, da er sich selbst und andere täuscht, Dinge schön redet oder so manches, was offensichtlich scheint, auf geschickte und manipulative Weise verschleiert. Ob dies bewusst oder unbewusst geschieht, ist zunächst einerlei, da das Resultat am Ende dasselbe ist: Eine Lüge! Doch wer lügt, hat die Wahrheit wenigstens einmal gedacht! „Wer die Wahrheit nicht weiß, der ist bloß ein Dummkopf. Aber wer sie weiß und sie eine Lüge nennt, der ist ein Verbrecher!“ So jedenfalls beschreibt es Berthold Brecht.

Der Dichter und Schriftsteller Christian Morgenstern hingegen behauptet, „dass die Wahrheit erst wirken kann, wenn der Empfänger für sie reif ist.“ Aber wann ist er dafür reif? Welche Voraussetzungen sollte er mitbringen, um die Wahrheit in ihrer ganzen Tragweite zu erkennen? Und ist es für uns Menschen überhaupt möglich, sie jemals bewusst erfassen zu können?

Wie immer ist die Lösung womöglich gar nicht einmal so weit. Wir müssten nur in unser eigenes Herz schauen und ehrlich mit uns selbst sein, auch wenn dieser Prozess länger dauert, als wir es uns wünschen. Doch dazu gehört Mut, denn die allermeisten Menschen haben gar nicht einmal so sehr Angst vor der Wahrheit, sondern viel mehr davor, beim Anblick der „nackten“ Wahrheit ihr eigenes Gesicht verlieren zu können.

Das muss aber nicht sein, denn wer den Mut hat, seine Meinung über die Wahrheit zurück zu ziehen und die Ansichten der anderen auch vorbehaltlos anzuhören, der läuft auch nicht Gefahr, sich selbst mehr zu lieben, als die Wahrheit. Hören wir dazu in der nachfolgenden Weisheitsgeschichte „Wir sehen nur das, was wir sehen wollen“, was wir von einer Lerche und einem Pfau lernen können.

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© 2021 „Wir sehen nur, was wir sehen wollen“: Karlheinz Schudt und Märchenhaft leben e.V.
(Inspiriert durch zwei alte Fabeln von G. E. Lessing)
© 2021 Musik, kleine Betrachtung und gesprochen von Karlheinz Schudt,
Märchenerzähler, Autor, Seminarleiter

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