Unsere Ohren sind Sinnesorgane, mit denen wir nicht nur Töne, Klänge oder Geräusche wahrnehmen können, sondern sie bestimmen auch unseren Gleichgewichtssinn. Ohne ihn würden wir das Gefühl haben, uns ständig im Kreise zu drehen und wir wüssten nicht, was „oben“ und „unten“ ist.
Mit unseren Ohren können wir an der Stimmlage des anderen erkennen, ob es ihm gut oder schlecht geht. Wir können sogar am Telefon hören, wenn der Mensch auf der anderen Seite der Strippe lächelt. Ja selbst im Trubel des größten Lärms können wir uns noch auf ein Geräusch konzentrieren. Aber auch der Gleichgewichtssinn tief im Inneren unserer Ohren hat es in sich. Er steuert den ganzen Körper wie ein Navi durch den Raum. Seine Zentrale vermittelt unseren Muskeln und Gelenken, dass sie „Haltung bewahren“ sollen.
Der deutsche Naturforscher und Philosoph Lorenz Oken (eigentlich Lorenz Okenfuß, 1779 – 1851) meinte dazu:
„Das Auge führt den Menschen in die Welt,
das Ohr führt die Welt in den Menschen ein.“
Alles Äußere ist „nur“ ein Bild und Gleichnis
Doch es gibt noch weitaus mehr, als die wissenschaftliche Bestimmung von Augen und Ohren uns zeigt. Wenngleich unsere äußeren Sinnesorgane großartige Hilfsmittel sind, um die äußere Welt zu erfassen, so wissen wir auch, dass dies häufig sehr oberflächlich geschieht.
„Der hört oder sieht nur das, was er hören oder sehen will“ tönt es mitunter im Volksmund und wenn man sich selbst gegenüber ehrlich ist, so gibt man dem, was man kennt oder glaubt zu kennen, naturgemäß viel mehr Gewicht. Alles Unbekannte wird meist misstrauisch beäugt, bezweifelt, ignoriert, belächelt, abgetan oder sogar bekämpft. Man sieht oder hört eben nur das, was aus seinem eigenen „Echoraum“ kommt.
Und doch ahnen viele, dass es etwas wesentlich „Tieferes“ oder „Höheres“ hinter den Dingen gibt, als das, was uns z. B. als Bild oder Geräusch durch unsere Sinnesorgane vermittelt werden. Der Dichter und Schriftsteller Hermann Hesse (1877 – 1962) schrieb dazu:
Wer den Weg nach innen fand,
Wer in glühndem Sichversenken
Je der Weisheit Kern geahnt,
Daß sein Sinn sich Gott und Welt
Nur als Bild und Gleichnis wähle:
Ihm wird jedes Tun und Denken
Zwiegespräch mit seiner eignen Seele,
Welche Welt und Gott enthält.
Mit dem Herzen hören und den Ohren sehen
Leider sind wir in unserer Zeit viel mehr auf das Äußere bedacht, als auf das, was sich in unserem tiefsten Inneren abspielt. Doch das Äußere ist eben nur die Spitze des Eisberges und kann uns, wie Hesse in seinem Gedicht erwähnt, nur eine Ahnung von dem geben, was sich noch weitaus größer offenbaren könnte.
Dazu benötigen wir aber noch andere „Werkzeuge“, die in der wissenschaftlichen Analyse leider keinen oder nur einen ganz geringen Stellenwert besitzen, obwohl sie jeder Mensch hat und bewusst oder unbewusst einsetzt. Damit ist nicht das physische Herz gemeint, sondern die Fähigkeit, sich in der Stille in Dinge oder Prozesse einzufühlen, die von unseren Augen oder Ohren im Äußeren nicht wahrgenommen werden.
Die Ohren z. B. können übrigens nicht nur hören sondern auch sehen. Letzteres allerdings „nur“ im Inneren! Nahezu jeder Märchenerzähler oder jede Geschichtenerzählerin weiß, dass schon bei den ersten Sätzen eines Märchens „Es waren einmal ein König und eine Königin …“, wie von alleine und zwanglos märchenhafte und farbenprächtige Landschaften sowie wundervolle Geschehnisse in den Innenwelten der kleinen und großen ZuhörerInnen sich auftun.
Nur alleine durch das Zuhören des Publikums und das freie und natürliche Erzählen gelingt es dem Erzähler oder der Erzählerin, ohne übertriebene Dramatik und ohne künstliche Effekte, das Publikum auf einfache, sanfte und wohltuende Weise im Herzen zu berühren und zu faszinieren. Es ermöglicht den Kindern oder Erwachsenen beim Zuhören sich ihre eigenen Bilder und Stimmungen im Inneren zu schaffen. Dieses Erlebnis kann noch reicher, farbenprächtiger und stimmungsvoller sein, als es jedes Theaterstück, jeder Film oder jedes noch so von außen inszenierte Event zu erschaffen vermag.
Welche Erfahrungen ein Mensch in der nachfolgenden Weisheitsgeschichte „Mit den Ohren sehen, mit dem Herzen hören“ machen konnte oder hätte machen können, hören Sie jetzt:
Der Märchen-Podcast
Um den Podcast anzuhören, klicken Sie auf das Startsymbol des Media-Players links und schalten Ihre Lautsprecher ein.
© 2012 „Mit den Ohren sehen, mit dem Herzen hören“: Karlheinz Schudt und Verlag Märchenhaft leben e.V.
© 2023 Musik, betrachtet und gesprochen von Karlheinz Schudt,
Märchenerzähler, Autor, Seminarleiter
Weitere Veröffentlichung des Podcasts in jeder Form außerhalb dieses Blogs nur mit schriftlicher Genehmigung des Autors/Verlags.
So können Sie diese märchenhafte Tätigkeit unterstützen!
Über jede kleine oder große Spende freut sich das Team vom gemeinnützigen Verein Märchenhaft leben e.V., dem auch ich angehöre. Gerade in Krisen-Zeiten sind freiberufliche Künstler, Darsteller, Autoren, etc., kleine Unternehmen und Vereine besonders (nicht selten auch existentiell) von den wirtschaftlichen Einschränkungen dieser Krise betroffen. Über die Aktivitäten des Vereins können Sie sich mit einem Klick >>> HIER <<< näher informieren.
Ob Sie nun z. B. 10 Euro, 20 Euro, 50 Euro oder gar mehr spenden möchten. Ich freue mich von Herzen auch im Namen des Vereins über jeden Beitrag von Ihnen. Am Ende des Jahres können wir Ihnen auf Wunsch auch eine vom Finanzamt anerkannte und bei Ihrer Steuererklärung absetzbare Spendenbescheinigung zukommen lassen. Gleich anschließend finden Sie das Spendenkonto:
Volksbank in Ostwestfalen,
Konto-Inhaber: Märchenhaft leben e.V.
IBAN: DE17 4786 0125 7004 7074 00
SWIFT/BIC: GENODEM1GTL
Herzlichen Dank im Voraus!
Sie möchten mir eine Nachricht oder einen Beitrag zukommen lassen?
Gerne! Machen Sie einfach gleich unten Ihre Angaben und klicken auf
„Senden“. Ich freue mich auf Ihre Mitteilung: