Es gibt doch viel mehr Ärzte und Therapeuten, die die Erkenntnis nutzen, dass nahezu jede Krankheit ihren Ursprung in der Seele hat, genauer gesagt in einer Unstimmigkeit zwischen innerem Empfinden und äußerem Handeln. Je weniger jemand auf seine innere Stimme, sein Herz hört oder wie immer man diese innere Intelligenz auch nennen mag, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich diese Missachtung mit der Zeit auf den Körper in Form von Schmerz und Leid auswirkt.
Heilen mit Schulmedizin, Homöopathie oder Seelenkunde?
Die therapeutischen Angebote sind sehr vielfaltig. Eine weitverbreitetste davon ist wohl die schulmedizinische Behandlung unter Verwendung von meist pharmazeutischen Medikamenten. Sie konzentriert sich mehr auf die Beseitigung der Krankheits-Symptome, als auf die möglichen seelischen Ursachen. Leider lässt sie dabei häufig außer Acht, dass die Nebenwirkungen einer solchen oftmals kurzfristigen Behandlung für den Körper recht hoch und zuweilen nicht minder gefährlich sein können, als die Krankheit selbst.
Eine Alternative bzw. Ergänzung hingegen wäre z. B. die sanftere Homöopathie. Durch Einnahme von Naturheilmitteln, die dem Krankheitsbild des Patienten zugeordnet werden, wird die Krankheit verstärkt. So werden z. B. die Abwehrkräfte des Körpers aktiviert, was zu einer tiefer greifenden Gesundung des Patienten führen kann. Eine solche Alternative setzt allerdings voraus, dass der Patient für eine derartige Methode offen ist und am Gesundungsprozess aktiv mitwirkt.
Aber auch die psychoanalytische Behandlung, deren therapeutischer Ansatz die Erforschung und Auflösung von seelischen Problemen ist, gewann einen stetig zunehmenden Stellenwert.
Heilen mit Märchen – die Märchentherapie
Neben all diesen bekannten Heilmethoden gibt es bereits eine ganze Reihe neuer therapeutischer Ansätze. So finden sich z. B. Musiktherapien, Kunsttherapien, Atemtherapien, Farbtherapien, Blütentherapien, Aromatherapien, Lachtherapien und – man höre und staune – auch eine Märchentherapie in der Anwendung.
Märchen, jene weisheitsvollen Volkserzählungen, von denen größtenteils immer noch angenommen wird, dass sie einzig und allein für Kinder erfunden wurden, haben uns weitaus mehr zu erzählen, als die Brüder Grimm in ihrer Sammler-Leidenschaft uns haben wissen lassen.
So sagte bereits der Dichter Christian Morgenstern:
„Man wird wieder aus Himmel und Sternen Bilder machen und die Spinnweben alter Märchen auf offene Wunden legen.“
Woher stammen eigentlich die Märchen?
Obwohl man auch heute noch nicht genau weiß, wie alt und aus welchen Quellen die meisten Märchen sind, ist ihre Aussage mehr denn je von aktueller Bedeutung.
Die einen behaupten, Märchen seien Tröpfchen der alten Mythen und Sagen und ihre Entstehung in vorchristlichen Zeiten zu finden, andere wiederum meinen, dass sie jüngeren Datums sind und so, wie sie sich uns in Form und Aussage zeigen erst seit dem 17. bis 18. Jahrhundert bekannt.
Nun, vielleicht mag beides seine Richtigkeit haben, fest steht, dass die alten Volksmärchen keine bekannten Urheber haben und in früheren Zeiten offenbar nur mündlich mitgeteilt wurden. Dennoch sind sie unabhängig von Zeit und Kultur gültig. Sie sprechen in einfachen, klaren und wundersamen Bildern, denen sich niemand entziehen kann.
Übersinnliche Wahrnehmung, kollektives Unbewusstes, hellseherischer Zustand?
Zur Entstehung der Märchen äußerte sich einmal Hermann Grimm, der Sohn von Wilhelm Grimm:
„Gemeinsam allen Märchen sind die Überreste eines in die älteste Zeit hinauf reichenden Glaubens, der sich in bildlicher Auffassung übersinnlicher Dinge ausspricht.“
Was nun Hermann Grimm als Ausdruck übersinnlicher Wahrnehmung sieht, umschreibt der Psychoanalytiker Carl Gustav Jung mit dem kollektiven Unbewussten. Er fand heraus, dass das persönliche Unbewusste eines einzelnen Menschen sich in Träumen und Visionen ausdrückt und eine tiefe Verwandtschaft mit dem kollektiven Unbewussten hat. Jene menschliche Urerfahrung drückt sich in den verschiedensten Völkern überall auf der Welt seit Urzeiten in Mythen, Sagen, Märchen und Religionen aus.
Mit diesen Ansichten hat auch Rudolf Steiner, der Begründer der Anthroposophie, einiges gemein. Seinen Forschungen nach zu urteilen, hatten die Menschen in früheren Zeiten noch die Fähigkeit, in einem hellseherischen Zustand Bilder und Visionen geschaut, die dann in Märchen und Mythen ihren Ausdruck fanden. Dieser Zustand war wohl mit dem vergleichbar, den wir kurz vor dem Einschlafen erleben können. So waren die meisten Märchen weniger für Kinder gedacht, sondern mehr für Erwachsene.
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© Karlheinz Schudt
Märchenerzähler, Autor, Seminarleiter
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