Der Schein trügt (nicht)!

Der Schein trügt (nicht)

Eine jüdische märchenhafte Lehrgeschichte erzählt, wie die Wahrheit traurig und einsam durch die Straßen ging, da sie niemand mehr in sein Haus hinein lassen wollte. So traf sie das Märchen und gab als Grund an, sie wäre alt und betagt und niemand wolle sie mehr hören. Da sprach das Märchen: „Nicht weil Du alt bist, mögen Dich die Menschen nicht. Schau mich an, auch ich bin alt und je älter ich werde, desto mehr schätzen mich die Menschen. Ich will Dir ein Geheimnis verraten, die Menschen mögen es, sich zu schmücken und zu verkleiden. Ich will Dir von meinen Kleidern borgen und Du wirst sehen, auch dich werden sie lieben!“

Auch wenn in dieser märchenhaften Geschichte der Schein, also das Verbergen der wahren Gestalt etwas Positives beinhaltet und die Wahrheit im Kleid des Märchens wieder zu den Menschen findet, so gibt es natürlich auch andere Sprichwörter wie z. B.: „Der Schein trügt“ oder „Nicht alles ist Gold, was glänzt!“ oder „Der Wolf im Schafspelz!“

Wahrheit oder Lüge: Was verbirgt der Schein?

Wenn das nun immer so einfach wäre, die Wahrheit oder Lüge hinter dem Schein zu erkennen? Schließlich gibt es unzählige Varianten, den Schein in einem „guten“ Licht dastehen zu lassen. Wenn ich z. B. ein Thema einer Zuhörerschaft näher bringen möchte, dann spreche ich mit den Worten des Auditoriums, betone oder übertreibe das, was ihnen gefällt und verschweige bzw. verharmlose jenes, was ihnen missfällt. Das ist eine gängige Praxis, die unter uns Mitmenschen genauso angewandt wird, wie z. B. in der Propaganda (Z. B. Kriegstreiberei) oder Politik (Z. B. vor Wahlen). In einer etwas abgeschwächten Form heißt das heute „Information“ und „Desinformation“.

Jede(r) hat helle und dunkle Seiten!

Ähnlich verhält es sich auch mit der Heroisierung von einzelnen Personen, die Gutes oder Hässliches für die Menschheit getan haben. Auch sie haben immer zwei Seiten, eine „helle“ und eine „dunkle“. Da macht keiner eine Ausnahme. Je stärker man einen Menschen anhimmelt oder verteufelt, desto sicher kann man sein, dass er die dunkle Seite bzw. helle Seite genauso in sich trägt. Das gehört zur Entwicklung und zur Erkenntnisfähigkeit des Menschen. Wenn ich z. B. das Glück in allen Facetten erleben möchte, dann muss ich auch das Unglück oder Leid in verschiedenen Varianten kennen. Wenn ich Liebe, Mitgefühl und Vertrauen aufbringen möchte, dann kenne ich auch in mir die Prozesse von Hass, Ablehnung, Angst und ihre Konsequenzen.

Jede(r) trägt die Verantwortung!

Nun spricht ja nichts dagegen, einen Menschen zu schätzen, der Sinnvolles für die Menschen leistete. Ebenso kann man auch sein Missfallen ausdrücken gegenüber einer Person, die Leid gebracht hat. Welche Erwartungen und welcher Druck ein bestimmter Mensch aushalten muss, der für etwas herhalten soll, für das eigentlich JEDER Mensch die Verantwortung hätte tragen müssen, hören Sie nun in der märchenhaften Weisheitsgeschichte: „Der Schein trügt (nicht)“

Der Märchen- und Geschichten Podcast

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© 2024 „Der Schein trügt (nicht)“: Karlheinz Schudt und Verlag Märchenhaft leben e.V.
© Musik und gesprochen von Karlheinz Schudt,
Märchenerzähler, Autor, Seminarleiter

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Der Schein trügt (nicht)

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