Der Mensch dachte und Gott lachte

Mensch dachte, Gott lachte

Eines schönen Sonntag morgens gingen Gott und Petrus gemeinsam auf der Erde spazieren. Wie sie eine Weile gegangen waren, kamen sie an einem Golfplatz vorbei und wunderten sich, an welchen außergewöhnlichen Spielen sich die Menschen so erfreuten. Sie beobachteten hinter einer Hecke völlig unbemerkt das Spielgeschehen und schließlich bekamen beide große Lust, selbst einmal den Golfschläger zu schwingen.

Nachdem nun die Spieler alle den Golfplatz verlassen hatten, ergriffen beide die Gelegenheit beim Schopfe, kamen hinter ihrem Versteck hervor und versuchten ihr Glück. Petrus schlug als erster den Ball in Richtung Loch. Aber es schien, als ob dieser noch viele Schläge brauchen würde, um den Ball ins gewünschte Ziel zu bringen.

Nun war Gott an der Reihe. Er holte gewaltig mit dem Schläger aus, traf den Ball und schoss ihn weit ins Ausfeld. Doch bevor der Ball auf dem Boden ankam, sprang aus dem Dickicht ein Hase hervor, schnappte den Ball und lief mit ihm davon. Nicht lange, da stürzte ein Adler herab, packte den Hasen mitsamt dem Golfball und flog wieder hinauf in den Himmel. Der Hase, ganz erschrocken durch den unerwarteten Angriff des Adlers, ließ zwischen den Krallen des Raubvogels in panischer Todesangst den Golfball aus den himmlischen Höhen herab fallen. Der wiederum fiel in die Tiefe, genau ins Zielloch auf dem Golfplatz.

Petrus schaute verärgert dem ganzen Geschehen zu. Schließlich sprach er mürrisch zu Gott, der schmunzelnd neben ihm stand: „Du sollst spielen, nicht herum albern!“

© 2019, nach einem Weisheits-Motiv.
Geschichte neu geschrieben von Karlheinz Schudt

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Das Unbegreifliche verständlich machen

Nun weiß ja eigentlich jeder, dass Gott niemals mit Petrus zum Golfspielen geht. Aber wie nahezu überall auf der Welt, dort wo der Mensch etwas Übersinnliches oder innere Prozesse ausdrücken möchte, verwendet er Bilder oder Symbole, damit es auch sein Verstand begreifen kann.

Man könnte nun Gott als Bild für die Schöpfung sehen, das Unbegreifliche, Metaphysische, Über- und Unterbewusste, das „So-wie-es-geschieht-hat-es-einen-Sinn“. Petrus hingegen könnte als Bild für den Menschen stehen, der vermeintlich Begrenzte, nicht über seinen Tellerrand hinaus schauende, Unzufriedene, der immerzu nach Bewusstsein und zur Erkenntnis strebende. Beide zusammen, also das Göttliche und der Mensch, zeigen die Unterschiede, aber auch das Gemeinsame, das Eins Sein, vielleicht sogar das sich Ergänzende.

Nun haben menschliche Bilder ja immer etwas Einseitiges, zuweilen auch Irreführendes. Denn wenn jene Kraft „Gott“ allumfassend ist, dann gehört auch der Mensch dazu und kann nicht getrennt sein, obwohl er dies so meint bzw. er vieles dazu tut, dass es so scheint.

Und da wären wir wieder bei der Geschichte.

Nichts ist so, wie es scheint

Der Mensch ist meist bestrebt, willentlich und oftmals auch (lächerlich) verbissen sein Ziel zu erreichen. Dabei übersieht er sein Umfeld und das Leben schlechthin, das andere Wege, Überraschungen, Hindernisse und Herausforderungen bereit hält.

Er meint und hofft, dass es nur geradlinig und ohne Probleme zum Ziel geht und daher liebt er es, wenn er auf seinem Weg und in seiner Handlung die Bestätigung von außen erhält, dass es richtig ist, so wie er es tut. Doch welcher Mensch oder welche Einrichtung kann jemals Auskunft geben über den ureigenen Weg eines Anderen und das, was ihn als Schicksal erwartet?

Anstatt sich voller Urvertrauen auf sein Allerinnerstes zu verlassen und mit nahezu kindlicher Leichtigkeit seinem Weg und seiner Berufung mit Freude und Begeisterung zu folgen, verlässt er sich auf die Meinung anderer und die Vorstellung von etwas Zukünftigem, auf das er sich dann versteift und es willentlich erreichen möchte.

Das was auf der Strecke bleibt, ist das vielfarbige Leben mit all den unzähligen Wundern, die unterwegs geschehen. Schließlich, und das schildert auch die Geschichte, kommt alles zum Ziel, auch über vermeintliche Umwege, vielleicht sogar noch schneller. Vor allen Dingen dann, wenn der Betreffende dabei über all die Herausforderungen und Schicksale hindurch Erkenntnisse gewinnt, Bewusstsein und Empathie gegenüber seinen Mitmenschen, der Natur und der geistigen Welt entwickelt.

Und wer weiß, vielleicht erinnert er sich so wie von selbst an „seine“ göttliche Eigenschaft, hinter die Dinge des Lebens zu blicken und das wahre Wesen zu entdecken.

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Der Sinn des Lebens?

Ist das womöglich der Sinn des Lebens, dass (der-die-das) Gott mitsamt dem Kosmos, der Natur und den Tieren in der Göttlichkeit lebt und sich nur durch den Menschen selbst erkennen kann?

Der Mensch wiederum kann die Göttlichkeit in sich selbst (wieder) entdecken und leben, wenn er seinen eigenen Weg oder Umweg erkennt, seine Stärken und Fähigkeiten ergreift, sich mit seinem vermeintlichen Schicksal versöhnt und die Chancen darin entdeckt und etwas daraus macht?

Fazit:

Was so eine kleine Geschichte alles auslösen kann! Aber was meinen Sie dazu, wie würden Sie diese Geschichte betrachten? Schreiben Sie mir doch Ihre Gedanken dazu gleich anschließend in den Eintragungs-Feldern. Ich würde mich freuen!

© 2019 Karlheinz Schudt
Märchenerzähler, Autor, Seminarleiter

Telefon: 0049 (0)5733 960194

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