Ansichten oder der Streit um einen Elefanten.

Ansichten über einen Elefanten

Ein indischer Fürst rief einmal einige Blindgeborenen des Landes zusammen. Alle standen nun um einen Elefanten herum und betasteten das große Tier. Jeder dort, wo er gerade stand. Dann ging der Fürst zu den Blinden hin und fragt sie:

„Habt ihr erkannt, was nun ein Elefant ist?“ „Ja“, erwiderten alle. Und als er weiter fragte: „Wie ist denn der Elefant?“ Da sagte einer, der das große Ohr betastet hatte: „Der Elefant ist wie eine Schaufel.“

„Nein“, meinte da ein anderer, „der Elefant ist wie eine Schlange!“, denn er hatte den Rüssel in der Hand.

„Wie ein Baum ist der Elefant!“, sagte der nächste, der mit beiden Händen ein Bein des Tieres umfasste. „Nein“, rief da wieder einer, der das Schwanzende zwischen den Fingern hielt, „er ist wie ein Besen“!

Mit der Zeit gerieten sie in einen solch heftigen Streit über den Elefanten, dass es immer bedrohlicher wurde. Jeder wollte recht haben und traute nur seinen eigenen Erfahrungen. Aber sie vermochten einfach nicht, das Ganze zusammenzubringen und zu erkennen, wie ein Elefant in Wahrheit von Gestalt und Aussehen beschaffen ist.

Hätten sie nur ein paar mal die Plätze getauscht, sie hätten sich ein umfassendes, wahres Bild des Elefanten machen können und verstanden, wovon auch der andere spricht.

Indisches Märchen

© Karlheinz Schudt
Märchenerzähler, Autor, Seminarleiter

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