Geschichten von Erfüllung oder fünfzig Jahre lang unglücklich?

Geschichten von der Erfüllung

Bild: © aboutpixel.de, Fotos von Markus Gann & Franziska Krause

Ein älteres Ehepaar feierte nach langen Ehejahren das Fest der Goldenen Hochzeit. Beim gemeinsamen Frühstück dachte die Frau: „Seit fünfzig Jahren habe ich immer auf meinen Mann Rücksicht genommen und ihm das knusprige Oberteil des Brötchens gegeben. Heute will ich mir endlich einmal diese Delikatesse gönnen.“

Sie schmierte sich das Oberteil des Brötchens und gab das untere Teil ihrem Mann. Entgegen ihrer Erwartung war dieser hocherfreut, küsste ihre Hand und sagte: „Mein Liebling, du bereitest mir die größte Freude des Tages. Über fünfzig Jahre habe ich das Brötchen-Unterteil nicht mehr gegessen, das ich vom Brötchen am allerliebsten mag. Ich dachte mir immer, du sollst es haben, weil es dir so gut schmeckt.“

(Verfasser unbekannt)

Ist das nicht dramatisch in der Geschichte „Fünfzig Jahre lang unglücklich“? Fünfzig Jahre lang sich nicht den „sehnlichsten Wunsch“ erfüllt! Gut, zugegeben, der Verzicht auf das Unter- oder Oberteil eines Brötchens ist ja noch zu verschmerzen, aber was muss sich da bei diesen beiden Menschen nicht noch alles über diese lange Zeit an verdrängten Wünschen und Sehnsüchten im Verborgenen angestaut haben, das Jahr für Jahr eine immer schlechtere Gemütsstimmung förderte?

Wie viele Menschen gehen heute einer Tätigkeit, einem Beruf nach, den sie hauptsächlich aus finanziellen Gründen tun, obwohl sie Jahr für Jahr feststellen, wie gerade diese berufliche Tätigkeit auf Kosten ihres Glücks und ihrer Gesundheit geht, ohne letztlich wirklich in finanzieller Fülle zu leben?

Aber wie heißt es so schön, „Jammern füllt keine Kammern, sich regen bringt Segen!“ Wer sein bestes Können anbietet, wird von dieser Tätigkeit erfüllt sein und sie wird Zukunft haben, vor allem wenn sie den Menschen und der Natur dient. Schließlich leben wir in einer aufregenden und spannenden aber auch beunruhigenden Zeit, in der es immer weniger Arbeitsstellen für Angestellte geben wird, in der die aggressive Vermarktung allmählich dem wahren Bedarf des Menschen und der Natur weichen muss und in der großartige neue Berufe und Jobs möglich sind.

Vielleicht wäre ja die Berufung des Märchen und Geschichten Erzählens eine von vielen neuen und ungewöhnlichen Möglichkeiten, die eigenen Stärken und Fähigkeiten sinnvoll und erfüllend einzusetzen?

© Karlheinz Schudt
Märchenerzähler, Autor, Seminarleiter

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