Karneval, Fastnacht oder Fasching – die närrischen Tage

Der Narr und das Märchen

Wussten Sie übrigens, dass Karneval ursprünglich ein vorchristliches Fest gewesen sein soll, das am Übergang vom Winter zum Frühling gefeiert wurde? Kurz vor der Fastenzeit hat man alles aufgegessen, was von den Wintervorräten übrig blieb, damit auch nichts während der Fastenzeit verdarb. Besonders das Tragen von Kostümen und Masken diente dazu, die Wintergeister zu vertreiben.

Heidnisches Fest?

So feierten auch die alten Griechen Ende Februar ein Fest zu Ehren Dionysos, dem Gott des Weines, der Freude, der Trauben, der Fruchtbarkeit und Ekstase. An diesem dreitägigen Fest soll der erste neue Wein ausgeschenkt worden sein. Dionysos fuhr nach Schilderung der griechischen Mythologie in einem Schiffskarren (lateinisch: = carrus navalis, spätere Ableitung „Karneval“) in die Stadt Hellas ein.

Christliche Erziehungs-Maßnahme?

Im Christentum hatte die Obrigkeit der katholischen Kirche ein besonderes Auge auf den „heidnischen“ Karneval geworfen und wollte ihn unterbinden, da er besonders den fleischlichen und irdischen Bedürfnissen zugewandt war. Dies war ein aussichtsloses Unterfangen. So sollten die Begriffe Karneval oder Fasching Inbegriff dafür sein, wie die Verantwortlichen der Kirche ein ihrer Ansicht nach gottloses und zu naturverbundenes Leben verachteten. Beide Begriffe dienten als erzieherische Maßnahme der Gläubigen, da diese an den Faschings-Tagen selbst erleben durften, was es hieß, wenn der „Teufel und Mensch“ an Gottes Stelle regieren.

Carne vale = „Fleisch lebe wohl“ …

Für die Erklärung des Wortes Karneval gibt es unterschiedliche Übersetzungen aus der lateinischen Sprache: Karneval = carne (Fleisch) und vale (lebe wohl) = „Fleisch lebe wohl!“, was den Beginn der Fastenzeit einleiten sollte.

… oder  Carne valere = „Fleisch regiert“ …

Eine weitere Variante wäre Karneval = carne (Fleisch) und valere (regieren) und sollte sich auf die Zeit beziehen, in der das „Fleisch regiert“ und das Essen von Fleisch sowie das Ausleben „fleischlicher“ Gelüste im Vordergrund stand.

… oder gar doch Fastnacht = die Nacht vor dem Fasten?

In weiten Teilen Süddeutschlands, Ostdeutschlands und Österreich wird hauptsächlich das Wort Fasching verwendet. Fasching oder Fastnacht wird von dem Wort Fastenschank abgeleitet und verweist auf den letzten Ausschank alkoholischer Getränke vor der 40-tägigen Fastenzeit vor Ostern hin.

Alles ist miteinander verwandt!

Sieht man einmal von allen ideologischen Vereinnahmungen und religiösen Besserwissereien ab, so ist doch im Grunde alles irgendwie miteinander verwandt. Eigentlich schön, denn so unterschiedlich dürften die Menschen auf der Welt und ihre Kulturen in ihrem tiefsten Empfinden zu sich selbst, den Mitmenschen, der Natur und der Schöpfung gegenüber dann doch nicht sein.

Weniger Kultur und Bildung, mehr Oberflächlichkeiten.

Allen Karneval-, Fastnacht- oder Faschings- Freunden sei in diesem Sinne und in diesen „närrischen Tagen“ viele ausgelassene Stunden und frohe Tage gewünscht. Doch leider ist auch hier, wie bei vielen anderen kulturellen oder religiösen Höhepunkten und Festen die eigentliche Bedeutung zugunsten von Oberflächlichkeiten und Ablenkungen verloren gegangen, was manchen Kreisen gar nicht einmal so unlieb ist. Denn je weniger Kultur und Bildung in einem Volk leben, desto weniger kommt es zu einem selbstbewussten Denken und desto besser lässt es sich manipulieren und entmündigen.

Mythen, Legenden, Sagen, Märchen.

Ähnlich verhält es sich mit Mythen, Legenden, Sagen und Märchen, denn auch sie verbannt man gerne in die Kategorie fantastische Erzählungen mit geringem Wahrheitsgehalt. Da es sich aber bei jenen Kulturgütern – wenn überhaupt – nur zu einem geringen Teil um historische Begebenheiten handelt, sondern vielmehr um Sinnbilder, Lebensweisheiten und, insbesondere bei Märchen, um Seelenprozesse und spirituelle Botschaften, das wird meist ignoriert, belächelt oder missbraucht.

Märchen als Seelennahrung!

Gönnen Sie sich doch einfach einmal wieder einen grenzüberschreitenden und erlebnisreichen Streifzug durch die märchenhafte Kultur der Völker und lesen Sie z. B. jeden Abend vor dem Schlafen-Gehen ein Volksmärchen von den Brüdern Grimm oder eines aus 1001 Nacht. Selbstverständlich gibt es auf der ganzen Welt unzählige wunderschöne und tiefsinnige Märchen, die Einblick in das „Herz“ des jeweiligen Volkes geben und das eigene „Herz“ vortrefflich nähren und begeistern können.

Staunen Sie über die farbenprächtige und poetische Sprache dieser Märchen der Völker und wundern Sie sich nicht wenn Sie entdecken (sieht man einmal von dem jeweiligen „Lokalkolorit“ der einzelnen Länder ab), dass wir ALLE miteinander verwandt sind.

© Karlheinz Schudt
Märchenerzähler, Autor, Seminarleiter

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