Ein Hals, so lang wie ein Kamel

Ein Hals wie ein Kamel

Wie wäre es mit einem Hals, so lang wie ein Kamel? Keine Angst, Sie brauchen sich nicht zu entstellen, denn wer läuft schon gerne als Mensch mit dem Hals eines Kamels herum. Auch so werden Sie ganz natürlich und auf sanfte Weise erleben, wie die Worte, die Sie sprechen, voller Leben und tiefer Weisheit sind. Aber lesen Sie zunächst das Märchen aus Dagestan:

Die Wünsche der drei Männer

Diese Geschichte begab sich unter der Regentschaft von Schah Abbas. Häufig mischte sich der Padischah verkleidet unter das Volk. Eines Tages, als der Schah wiederum durch die Straßen der Stadt schlenderte, hörte er, wie sich drei Männer unterhielten. „Wenn doch nur die Frau von Schah Abbas mir gehörte – einen größeren Wunsch hätte ich nicht“, sagte der erste. „Was soll ich mit seiner Frau – nein, seinen Reichtum möchte ich haben“, meinte der zweite. „Ich hätte gern einen so langen Hals wie das Kamel“, ließ sich der dritte vernehmen. „Mehr brauche ich nicht.“

Als Schah Abbas diese Unterhaltung vernommen hatte, eilte er in seinen Palast zurück und befahl der Palastwache, die drei Männer herbeizuschaffen. Umgehend wurde dieser Befehl ausgeführt. Der Schah hieß die drei Freunde die Rede, die sie geführt hatten, noch einmal vor ihm wiederholen. Wie sie sich auch schämten, sie mussten sich fügen. „Padischah, Allah beschere Euch Gesundheit, ich habe eine ungebührliche Rede geführt, ich habe gesagt, dass ich nichts anderes auf dieser Welt begehre als Euer Weib“, sagte der erste. „Padischah, Allah beschere Euch Gesundheit“, rief der zweite, „ich Unwürdiger, habe den Wunsch geäußert, all Euere Reichtümer zu besitzen.“

Der dritte aber schwieg. „Und was hast du dir gewünscht?“ wandte sich der Padischah an ihn. „Bei Allah, Padischah, ich habe mir gewünscht, einen so langen Hals zu haben wie das Kamel“, erwiderte er leise. Der Schah wunderte sich, dass einer einen Hals haben wollte, lang wie das Kamel, und er fragte den Mann nach dem Grund.

„Nun ja, wenn ich einen Hals hätte, so lang  wie das Kamel“, entgegnete jener, „würde jedes Wort, das ich äußern möchte, einen sehr langen Weg zurücklegen müssen, ehe es mir auf die Zunge kommt. Währenddessen würde ich über seinen Sinn und seine Bedeutung nachdenken. Ich könnte also lange überlegen und schließlich nur den klügsten Gedanken über die Lippen lassen, der keinem wehtäte. Deshalb hätte ich gern einen langen Hals.“ Dem Schah gefiel die Antwort des dritten Mannes. „Ohne deine kluge Antwort wärt ihr alle des Todes gewesen. So will ich deine Freunde entlassen, dich aber behalte ich in meinem Palast und nehme dich in meine Dienste als weisen Ratgeber.“

Sollten Sie nun den tiefen Wunsch verspüren, als MärchenerzählerIn oder GeschichtenerzählerIn mehr Vertrauen, Mitgefühl, Zuversicht und Weisheit in die Welt und unter die Menschen bringen zu wollen, dann zögern Sie nicht lange. Es gibt unzählige bekannte und unbekannte spannende Märchen und weisheitsvolle Geschichten auf der ganzen Welt, die nur darauf warten Kindern und/oder Erwachsenen erzählt zu werden.

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© Karlheinz Schudt
Märchenerzähler, Autor, Seminarleiter

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